Dienstag, 27. Januar 2015

"Steinmauern sind kein Gefängnis, Gitter kein Käfig."

"Die Deutschen haben mir vieles angetan, aber meinen Geist haben sie nicht gebrochen. Ich bin immer ein Kämpfer gewesen und hatte schon als Schuljunge den Satz gelernt: "Steinmauern sind kein Gefängnis, Gitter kein Käfig."

Sein eines Auge ist blind, es hält die schrecklichen Erinnerungen in ihm wach - lässt ihn nachts nicht schlafen. Das Glasauge erzählt eine unmenschliche Geschichte über die Misshandlung von Menschen - tausenden Menschen und einem KZ-Lager das ihn bis heute nicht loslässt.
Dennis Avey war ein englischer Soldat, er wollte besser sein als der Rest. Aber er wurde während den Afrikakorps von den Deutschen gefangen genommen. Er wurde nach Auschwitz gebracht und sofort einem Arbeitskommando zugeteilt. Dennis fielen sofort die halbtoten Menschen auf, die sich durch den Matsch kämpften. Sie trugen gestreifte Kleidung, die ihnen an den Gliedern herum schlotterte. Wenn sie zu langsam arbeiteten wurden sie geschlagen - wobei es egal war, ob totgeschlagen oder nicht. Er versuchte mit einigen zu reden, aber er bemerkt, dass das für die Menschen den Tod bedeutete.

KZ-Auschwitz/Befreiung/Leichen... 1945. - Bodies / Auschwitz / 1945 - Nazisme / Camp de concentration / Auschwitz (Pologne) après Ermordete

Herablassend wurden die ausgemergelten Arbeiter von den Wärtern "Stripeys" genannt. Die Stripeys sollten nicht leben, um zu arbeiten, sondern sich in ihrer Restzeit möglichst zu Tode zu arbeiten. Sie trugen Holzpantoffeln, diese dienten aber als Folterinstrument. Durch scharfkantige Holzpantinen schwollen die Füße an und eiterten, das machte den Menschen langsamer und langsame Arbeiter wurden erst bestraft und später "entsorgt".
Dennis Avey wurde aber bald klar, dass er kein Stripey war. Da er Engländer war gehörte er noch zu der <Herrenrasse>, bekam noch zu essen und wurde nicht ganz so hart geschlagen. Bald hörte er von einem Gerücht, das besagte, dass es Gaskammern gäbe indem die untauglichen Menschen vergast werden würden.
Ganz der Soldat fühlte sich Avey verpflichtet das herauszufinden. Er fand einen Insassen der bereit war mit ihm Platz zu tauschen. Als Bezahlung bekam er nichts - nur ein paar Tage <Erholung> in Dennis Strafkammer.
In diesen wenigen Tagen spürte er am eigenen Leib wie wenig Essen es gab - vorausgesetzt die Wärter ließen sich dazu herab, ihnen etwas Undefinierbares zu bringen. Er bemerkte wie traumatisiert die Menschen waren und wie ihnen irgendwann einfach alles egal war. Er fand heraus, dass die Währung des Krieges Zigaretten hieß und dass es für manche Kapos ein Lagerbordell gab in dem ungefähr 20 Frauen zur Prostitution gezwungen wurden. Bald wechselte er wieder zu seinem Dasein als englischer Soldat - der Jude, der sein Tauschpartner war, erkrankte bald darauf an dem fettreicheren Essen der Soldaten. Er musste mit ansehen, wie ein Wärter einer Mutter den Säugling in ihren Armen totschlägt. Nach dem Krieg wurde er wieder befreit.

Auf die Frage hin, was der KZ-Aufenthalt in ihm verändert habe sagt er:  Ich habe begreifen müssen, dass nicht viel nötig ist, um Menschen in Unmenschen zu verwandeln, denn die Menschen sind schwach. Das wirklich Irrationale und tatsächlich Unerklärbare ist aber nicht das Böse, sondern das Gute.´
Former British prisoner of war, Denis Avey, poses for this undated photograph received in London
Nach seinen Erlebnissen schläft er nicht mehr, ist geplagt von Alpträumen und Panikattacken. Nachdem er seine Frau im Schlaf fast erwürgt will er sich bei der Polizei einsperren lassen. Sein Gleichgewicht fand er im Sport und in seiner zweiten Ehe. Heute ist Dennis Avey 92 und lebt in Essex.

1 Kommentar:

  1. Ich habe mir dasselbe Interview schon davor im Internet durchgelesen und mich haben einige Sätze wirklich zum Nachdenken gebracht und beeindruckt.

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